CONVIVIUM e.V. Verein für neue Wohnformen im Alter0
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Simmern 12.12.14

 

 

Mainz, den 12.12.2014
5. Simmerner Stadtgespräch
Wohn- und Lebensformen der Zukunft
- über das Zusammenleben von Generationen -
Dr. Henning Scherf, ehem. 1. Bürgermeister von Bremen
Fakten:
In Deutschland gibt es 40 Millionen Wohnungen,
800.000 Wohnungen davon sind altersgerecht,
50 Prozent der gesamten Wohnungen (ca. 20 Mio.) werden von Singles bewohnt,
2/3 der Single-Wohnungen werden von alten Menschen bewohnt (ca. 12 Mio.).
Wohnungswirtschaft muss sich verändern; sie muss sich nah an den Bedürfnissen der Menschen orientieren.
Die Menschen möchten mitten in der Gesellschaft alt werden.
Wie können wir dafür die richtigen Strukturen schaffen?
1. Umbauprogramm:
2. Bezahlbarer Wohnungsbau:
zu 1: Die Politik muss sich mit einem Umbauprogramm gegen den Ökonomiedruck in der Wohnungssanierung wehren. Henning Scherf beteiligt sich bei einem Projekt des Deutschen Architekturmuseums (DAM) der Architektenkammer Frankfurt mit Titel "Intelligenter Umbau"
zu 2: Henning Scherf nennt hier als "best practice" die "Kettenfabrik in Saarbrücken"
Infos zu seinem eigenen Wohnprojekt in Bremen:
Es wohnen 10 Menschen in verschiedenen Konstellationen (Paare, Singles) in je eigenen, abgeschlossenen Wohnungen unter einem Dach. Drei davon haben das Anwesen gekauft und umgebaut, die anderen wohnen zur Miete.
Es wurde - damals aus Kostengründen und heute bewusst - auf Gemeinschaftsräume verzichtet.
Mainz, den 12.12.2014
Die Gastgeberrolle ist die Basis des Projektes. Deshalb hat jede Wohnung die Möglichkeit Gäste unterzubringen. (Im gesamten Haus können 60 Gäste untergebracht werden. So werden z.B. die Kinder des einen dort untergebracht, wo Platz ist.)
Kochen und Essen findet reihum in den Wohnungen statt. So ist jeder in der Gast- bzw. Gastgeberrolle. Gemeinsames Mittagessen ist ein festes Ritual.
Das gesamte Wohnprojekt macht einen gemeinsamen Urlaub im Jahr, am liebsten in der Eifel.
Grün ist der Wohngemeinschaft sehr wichtig. In einem städtischen Beton-Umfeld, welches sich noch dazu im sozialen Brennpunkt befindet, sind Blüten, Rasen und Bäume sehr wichtig. Die umliegenden Bauten (vor allem das Hochhaus hinter dem Wohnprojekt) profitieren vom Blick in den Garten. Die Gartenarbeit wird von zwei Wohnprojektmitgliedern geleistet, der Rest unterstützt und finanziert.
Zentraler Punkt eines Wohnprojektes ist neben dem gegenseitigen Respekt der Schwerpunkt des Zusammenlebens. Das gemeinschaftliche Wohnen funktioniert am besten, wenn Standards zuvor vereinbart werden. Hier waren es Gastfreundschaft, gegenseitige Hilfe (inkl. Pflege bis in den Tod) und Schaffung einer grünen Oase die Ziele.
Nach 27 gemeinsamen Jahren mit der gesamten Besetzung haben die Wohnprojekt-Teilnehmer erstaunliches vorzuweisen (z.B. eine siebenjährige Sterbebegleitung, die ohne fremde Hilfe mit dem Einverständnis der Sterbenden geleistet wurde).
Es gibt in Deutschland über 1.000 Pflegewohneinheiten. Henning Scherf hat bereits in 15 davon gelebt, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Weiterhin hat er Kontakte zu mehr als 100 Wohnungsgesellschaften in Deutschland.
Empfehlungen und Projekte:
Forum gemeinschaftliches Wohnen; Hannover
Bochum: ehem Fuhrpark der Müllreinigung; Matthias-Claudius-Stiftung; Innovationspreis der Wissenschaften, Projekt für Jung und Alt
Bremen: im Rotlichtviertel übernahm "Bremer Heimstiftung" das "Alte Fundamt", mittlerweile 75 Häuser saniert.
Mainz, den 12.12.2014
Stadtmodell Bremen: Alleinerziehenden Hartz IV-Empfängern wurden mietfrei stadteigene Wohnungen in einem Objekt zur Verfügung gestellt. Dazu wurde ein qualifizierter Sozialarbeiter eingestellt. Im Laufe der Zeit entstand Gemeinsamkeit, die über Kochen und regelmäßige Treffen weg vom ausschließlichen Medienkonsum hin zur Projekten wie regelmäßige Teilnahme an Sportvereinen und sogar zur freiwilligen Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt führte. Verdienende zahlen heute gerne und stolz Miete, die Gemeinschaft bleibt.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Aufwertung des Wohnumfeldes.
Düsseldorf: "best practice"-Wettbewerb zur Kosteneffizienz im Rahmen Mehrgenerationenwohnen der Wohnungsbaugesellschaften
Deutscher Städtetag und - Landkreistag: Zukunftsprojekte mit qualifizierten Antworten zur Entwicklung sozialer Brennpunkte
11 Gemeinden in der Oberpfalz: Analyse zur "Aufmöbelung der Gemeinden" mit dem Ziel der Reaktivierung verlassener Gebäude (über ein Planungsbüro in Leipzig)
Stuttgart: Wohnprojekt mit 6,50 Euro pro Quadratmeter (Verkehrsmiete bei 22 Euro), Vorzeigeprojekt für ganz Baden-Württemberg
Die Stiftung Warentest gibt jährlich ein "Jahrbuch gemeinschaftliches Wohnen" heraus (im Buchhandel für 6,50 Euro).
Weitere Infos aus der Region:
Das Frauenforum organisiert Treffen zum Thema Mehrgenerationenwohnen, z.B. 21. März 2015 in Wiesbaden sowie am XX.XX. in Mainz.
Wohnprojektunterstützung: für Mainz, Sparkassen oder MVB ansprechen. Kennen Objekte, beraten bei der Finanzierung.

 

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